Rezension "Ich liebe dich nicht, aber ich möchte es mal können"

  • Titel: Ich liebe dich nicht, aber ich möchte es mal können
  • Autorin: Tessa Korber
  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
  • Verlag: Ullstein Hardcover (September 2012)
  • Sprache: Deutsch 
  • Genre: Sachbuch
  • ISBN-10: 3550088957
  • ISBN-13: 978-3550088957
  • Preis: 19,99€



"Manchmal liebe ich ihn leidenschaftlich, manchmal möchte ich in einen Zug steigen und einfach davonfahren. ich könnte ihn nie aufgeben, er ist ein Teil von mir. Aber mit ihm zu leben, kostet mich alle Kraft. Schon oft habe ich davon geträumt, mit ihm ganz fest im arm von einem Hochhaus zu springen."
Tessa Korbers Sohn ist Autist. Man sieht Simon die Krankheit nicht sofort an. Wenn er sich im Supermarkt auf den Boden wirft und anfängt, laut zu schreien, erteilen ihr fremde Leute ungefragt Erziehungsratschläge. Von morgens um 5 bis nachts um 22 Uhr ist sie seine Aufpasserin, Antreiberin, Welt-Vermittlerin, Dolmetscherin. Immer muss sie damit rechnen, dass er plötzlich wie wild um sich schlägt. wenn sie ihn umarmt, weiß sie nicht, was von ihrer Liebe bei ihm ankommt. was bedeutet es, akzeptieren zu müssen, dass das eigene Kind zur ewigen Abhängigkeit verdammt ist? Wo bleiben die eigenen Gefühle, wo bleibt das eigene Leben?
Tessa Korber erzählt schonungslos offen, wie die Erkrankung ihres Sohnes alles veränderte und warum sie sich trotzdem ein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann.


Ich habe dieses Buch schon vor Monaten bekommen, aber nach kurzem Anlesen zur Seite gelegt und dann vergessen.

Vielleicht habe ich mich, nachdem ich anfangs nicht in das Buch fand, mich auch einfach nur davor gedrückt zu erfahren, wie es im Leben der Autorin Tessa Korber aussieht, aus Angst zu emotional zu reagieren.

Dieses Buch war für mich wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle!
Ich habe Rotz und Wasser geheult, aber nie, weil mir Frau Korber oder Simon leidtun und ich Sie bedauere, nein, die Tränen liefen aus Freude und aus Liebe. An jeder liebenden Mutter und auch an jedem liebenden Vater wird dieses Buch nicht spurlos vorbeigehen, wenn sie es gelesen haben. Ich habe keine persönlichen Erfahrungen mit Autismus, aber man bekam einen sehr guten und authentischen Einblick in das Leben einer Autistenmutter und die Gefühle schwankten einfach so mit. 
Ich habe mich über manche Personen und Situationen geärgert, bei anderen geschilderten Erlebnissen kamen mir die Tränen vor Rührung.


Dieses Buch gab mir so viel, nicht nur ein paar interessante Lesestunden, nein, es ist wie ein Weckruf. Es hat mich dem Thema Autismus näher gebracht und ich werde es so schnell nicht mehr vergessen.
Unbedingt empfehlenswert!





Tessa Korber, Jahrgang 1966, ist Autorin zahlreicher historischer Romane und Krimis. Sie lebt in der Nähe von Nürnberg und ist Mutter von zwei Kindern. 2000 wurde ihr autistischer Sohn geboren.

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